Junge Vögel in ihrer ersten Lebensphase, in der sie im Nest sitzen und dort von den Eltern versorgt werden, nennt man „Nestlinge“. Sie sind anfangs nackt und blind, später beginnt dann bei geöffneten Augen das Gefiederwachstum. Fällt ein Nestling aus seinem Nest, benötigt er dringend Hilfe. Er ist alleine nicht lebensfähig und wird außerhalb des Nests nicht von den Eltern gefüttert.
Setzen sie einen Nestling zurück in sein Nest. Sie dürfen den Vogel berühren, denn er wird entgegen früherer Meinungen von den Eltern wieder angenommen und versorgt. Ist das Nest nicht
aufzufinden oder zerstört, besteht die einzige Chance des Vogels in einer Handaufzucht.
Die zweite Lebensphase des Jungvogels beginnt in der Regel, sobald er rundherum befiedert ist, mit dem Verlassen des Nests. Er kann zwar schon kurze Strecken flattern, sich aber noch nicht
selbstständig ernähren. Diese „Ästlinge“ werden von den Eltern außerhalb des Nests weiter versorgt. Sie ducken sich ins Gebüsch und machen sich durch Bettelrufe den Eltern bemerkbar. Diese
hilflos scheinenden Jungvögel lernen unter Anleitung ihrer Eltern die Futtersuche und das Verhalten außerhalb des Nests. Bei Gefahr fliegen sie nicht weg, sondern ducken sich ins Unterholz.
Es ist die gefährlichste Phase im Vogelleben, denn ohne Versteckmöglichkeit sind sie Räubern ausgeliefert.
Leider werden oft aus Tierliebe solche hilflos scheinenden Jungvögel eingesammelt, unter der falschen Annahme, sie seien von den Eltern verlassen. Geduldiges Beobachten aus sicherer Entfernung zeigt aber in der Regel, dass die Altvögel sehr wohl in der Nähe sind und sich um ihren Nachwuchs kümmern. Diese Jungvögel benötigen unsere Hilfe nicht und wir tun ihnen keinen Gefallen, wenn wir sie ihren Eltern wegnehmen. Selbst einige Stunden nach Mitnahme des Jungvogels besteht noch die Chance, dass er wieder von den Eltern angenommen wird: Setzen Sie ihn zum Beispiel in einem kleinen Vogelkäfig oder Transportbox gut sichtbar an die Stelle des Auffindens und beobachten Sie aus der Entfernung, ob die Eltern auf seine Bettelrufe hin zu ihm kommen. Ist dies der Fall, können Sie den Jungvogel guten Gewissens an dieser Stelle versteckt im Gebüsch aussetzen. Andernfalls bleibt auch hier nur die Handaufzucht.